Folge 53 - Weingläser

Weingläser sind der wichtigste Ausrüstungsgegenstand für unser Hobby. Also widmen wir uns hier der Frage, welche für den Weinfan unverzichtbar sind – und das sind weniger als viele denken. 
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Weingläser kann man nie genug haben – wenn man Platz und Geld hat. Aber gute Weingläser kosten schnell 30 Euro und Weinfreaks sitzen gerne in geselliger Runde, brauchen also von jedem Weinglas gleich sechs Exemplare. Wieviele verschiedene sollen es also sein? Es gibt vier Konzepte, wie viele unterschiedliche Weingläser man braucht: eins, zwei, drei oder viele. Wir erklären die Konzepte hier und überlassen Euch dann die Entscheidung. Wollt Ihr nur  wissen, was generell ein gutes Weinglas ausmacht, dann schaut Euch Folge 17: das richtige Weinglas an.

Weingläser klassisch – je eins für Rot und Weiß

Die klassische Vorstellung ist einfach: 2 Weingläser braucht der Mensch von Welt, eines für Rotwein und eines für Weißwein. Diese Ausrüstung findet sich beim Weinhändler, in 90% aller Restaurants und in 99% aller Privathaushalte, in denen gelegentlich Wein getrunken oder serviert wird. Die Vorteile liegen auf der Hand: Man weiß immer, welches Weinglas zum Einsatz kommen muss, die Auswahl ist riesig und für jeden Geldbeutel ist etwas dabei. Allein: wir kennen keinen einzigen Weinfreak, der diese ‚Normalo-Variante‘ verfolgt. Dann eher die Universalglas-Strategie.

Universalglas – immer das gleiche

Weißweinglas RotweinglasWenn schon, denn schon: wer es einfach will, der kann sich auf ein einzelnes Glas beschränken, ohne dass ihn seine vinophilen Freunde  für einen Banausen halten. Die Lösung ist das Universalglas. Dieses Eines-für-alles-Glas ist schwer in Mode. Und es sind vor allem zwei Weingläser, die die Herzen höher schlagen lassen. Das Zalto DenkArt Universalglas der Österreichischen Manufaktur Zalto darf dabei für sich in Anspruch nehmen, den Trend losgetreten zu haben. Das Gabriel-Glas des Schweizer Weinkritikers Rene Gabriel kam später auf den Markt, boomt allerdings in jüngster Zeit gewaltig. Das Zalto Universalglas hat den Vorteil einer extrem hochwertigen Anmutung, ist aber leider nur in einer mundgeblasenen Variante verfügbar. Es kostet daher immer über 30 Euro. Das Gabriel-Glas gehört zu den Weingläsern, die es in einer mund- und einer maschinengeblasenen Variante gibt. Erstere kostet knapp 30, letztere aber nur 13 Euro.

Weingläser-Zoo – das Prinzip Riedel

Weingläser UnterschiedeWer Platz und Geld hat, kann bei den Weingläsern auch in die Vollen gehen und für jede Rebsorte ein eigene Glas kaufen. Die Firma Riedel hat in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts angefangen Weingläser auf Rebsorten abzustimmen. In der Vinum-Serie des österreichischen Herstellers finden sich mittlerweile über 20 verschiedene Gläser. Da die Winzer der Welt Wein aus mehr als 2000 Rebsorten keltern, schlägt Riedel entsprechend mehrere Verwendungen pro Glas vor. Das Weinglas für den gehaltvollen Riesling ist zum Beispiel auch für den kalifornischen Zinfandel vorgesehen. Die Gläser der maschinell gefertigten Vinum-Serie liegen ungefähr bei 12 bis 20 Euro. Der Vorteil ist der Eindruck, den man macht, wenn man gleich 20 Verschiedene Weingläser zur Auswahl stellt, sobald es Wein gibt. Der Nachteil ist nicht nur der Geld- und Platzbedarf. Manche Weingläser unterscheiden sich so minimal, dass weniger enthusiastische Zeitgenossen 20 Weingläser für Spinnkram halten könnten.

Mainstream unter Freaks – 3 Gläser

Burgunderglas GoldfischpokalDie unter Weinfans wohl am weitesten verbreitete Ausrüstung besteht aus drei verschiedenen Weingläsern: Rotwein, Weißwein, Burgunder. Das Burgunderglas – auch Goldfischpokal genannt – ist ein eher kugelrundes Rotweinglas.Doch setzen Weinfreunde es auch für Weißwein ein, solchen mit ausgeprägten Barrique-Noten, die zufälligerweise meist auch aus Burgundersorten stammen, nur halt aus weißen. Diese zeigen in Burgundergläsern ein deutlich ansprechenderes Bukett als in kleinen Weißweingläsern. Der Vorteil an der Lösung ist, dass man über eine gewisse aber nicht ausufernde Vielfalt an Möglichkeiten verfügt, gleichzeitig aber von allen bekannten Hersteller und für jeden Geldbeutel Weingläser im Angebot sind. So kann man sich beispielsweise auch mit der in Folge 17 vorgestellten Glasserie Taste von Schott Zwiesel eine günstige und hübsche Variante dieser Ausrüstung in den Schrank stellen. Oder man greift zum Riesling, Bordeaux- und Burgunder-Glas aus der Vinum-Serie von Riedel, wie sie im Video zu sehen ist.

Weingläser – welches ist das beste?

Bleibt die Frage nach dem besten Weinglas. Es gibt viele verschiedene Gläsertests und alle haben unterschiedliche Sieger. Im großen Test des Magazins Stern vor einigen Jahren siegte Zalto, zuletzt in der Weinzeitschrift Vinum hatte das Gabriel-Glas die Nase vorn. Riedel hat auch schon mal gewonnen. Wenn jeder Test ein neues Ergebnis bringt, dann würde in der Wissenschaft die Frage laut, ob das Experiment Sinn macht und schlüssige Ergebnisse liefern kann. Zum Glück ist Weintrinken keine Wissenschaft. Aber es ist Psychologie. Weingläser muss Euch gefallen, dann schmeckt der Wein daraus am besten.

Kommentare (5)

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Dr. Manuel Haus
13. August 2021 um 16:54
Vielleicht doch einfach mal auf einen Besuch vorbei kommen? Uns würde ja eine "neutrale" Meinung bzw. Beurteilung schon interessieren. Gerne auch mit Handschuhen und Schlafbrille :-) Viele GRüße! Manuel Haus
Dr. manuel Haus
27. Juli 2021 um 10:01
Also, wir haben mal einen unabsichtlichen "Blindversuch" gemacht: Wir haben einen Wein, der der Lieblings- und Standardwein unserer Freunde war, bei einem abendlichen Besuch ebendieser Freunde ausgeschenkt. Es war nichts intendiert, außer den Wein zu trinken, wir haben unsere Freunde nicht auf die Gläser angesprochen, weil wir gar nicht daran gedacht haben. Beim ersten Schluck hat unser Freund ostentativ die Augenbrauen gehoben. Der Wein schmeckte anders und besser, als bei ihm zu Hause. Das könnte natürlich an unserer g'Eselölschaft gelegen haben ;-) Anderes Beispiel: Wir haben schöne Jugendstil-Gläser (vom Flohmarkt) und hatten noch schönere der gleichen Art, sogar geschliffen. Als wir die wieder einmal hervor geholt haben, war unsere Erwartung natürlich: "alte Gläser, guter Geschmack". Die Erwartung wurde aber bitter (im wahrsten Sinn) enttäuscht: die schönen (soviel zur Psychologie) Gläser mit dem Schliff "schmeckten" gar nicht gut, dagegen die optisch bis auf den fehlenden Schliff praktisch gleichen schlichteren (anderer Herkunft) dagegen prima. Die Probe mit dem Umgießen in die Wassergläser funktioniert leider nicht. Denn das haben wir schon mit den "Eich" - Gläsern probiert. Dann bräuchte man nur eine Karaffe mit dieser Glassorte. aber im anderen Glas schmeckt der Wein wie im anderen Glas. Machen Sie doch mal einen Besuch im schönen Tübingen. Als Radtourist könnne sie bei uns kostenlos logieren (Dachgeber des ADFC). Dann können wir die Probe aufs Exempel machen. Würde mich freuen!
Felix
03. August 2021 um 11:25
Geschmack ist Psychologie, das ist auch das Ergebnis diverser Tests unter wissenschaftlichen Bedingungen. Insofern kann man anekdotisch immer wieder feststellen, dass Wein aus unterschiedlichen Gläsern unterschiedlich schmeckt – manchen Menschen, in manchen Situationen. Ja, es kann an Ihrer Gesellschaft gelegen haben, es wird sogar wahrscheinlich an Ihrer Gesellschaft gelegen haben, denn unter ceteris paribus Bedingungen ließ sich sowas leider noch nie messen. Wein vermittelt in der Regel mehr Geschmackseindrücke als der Mensch parallel zu verarbeiten fähig ist. Deswegen schmeckt der erste Schluck eines Weines anders als der zweite und dritte. Nach einiger Zeit setzt sich der Geschmack dann Zusammen und ein einzelner Schluck vermittelt das ganze Bild. Das Hirn interpoliert den Rest (so wie das Unterbewusste aus 25 Einzelbildern einen flüssigen Film kreiert). Aber in diesen privaten Verkostungssituationen hören die Menschen immer vorher auf. Was wäre passiert, wenn Sie den ganzen Abend parallel aus den beiden Gläsern getrunken hätten? Die Wissenschaft schwört Stein und Bein, nach einer viertel Stunde und 0,1 Litern in 8 Schlucken aus jedem Glas hätten Sie gesagt: Ah, jetzt schmeckt der Wein irgendwie doch gleich aus den beiden Gläsern. Wenn man allerdings möchte, das der Wein anders schmeckt, schon ein ungutes Gefühl hat, wenn man das geschliffene Glas nur anfasst, dann hält man es vielleicht durch. Dann muss man Schlafbrille und Handschuhe dazu nehmen.
Dr. Manuel Haus
05. Oktober 2018 um 20:48
Hallo und guten Tag, per zufall bin ich auf Ihre Seiten gestoßen. Und mit Gläsern haben wir so unsere eigenen Erfahrungen gemacht: Experimentieren Sie doch auch einmal mit alten Gläsern, vom Vater oder Großvater (oder vergleichbar). Sie werden staunen! Offenbar kommt es mehr auf die Zusammensetzung des Glases (also des Materials) an, als auf die Form. Wir haben Gläser, die bezüglich der Form eigentlich den Ansprüchen genügen sollten. Aber der Wein (rot) schmeckt daraus scheußlich, im Vergleich mit "alten" Gläsern. Und sogar hier haben wir Unterschiede festgestellt, die eindeutig den Geschmack betreffen, der von der Zunge geschmeckt wird und nicht das Aroma, das von Nase und Rachenraum erkannt wird (und das von der Form des Glases abhängen kann)! Ich freue mich über eine Antwort. Mit freundlichen Grüßen, Manuel Haus
Felix
09. Oktober 2018 um 09:27
In Sachen Gläsern habe ich eigentlich alles hinter mir und halte das Meiste für Einbildung. Machen Sie doch mal das Experiment, nehmen Sie das Glas, aus dem der Wein scheußlich schmeckt und ihr Lieblingsglas, dazu zwei identische neutrale Wassergläser. Befüllen Sie die beiden Gläser, schwenken Sie, lassen Sie sie notfalls etwas 'wirken'. Jetzt geht einer raus und der andere füllt die beiden Weine um in die Wassergläser. Wenn das Glasmaterial sich wirklich auf die Weine ausgewirkt hätte, müsste diese Wirkung jetzt erhalten bleiben, wenn das Wasserglas eine eigene Wirkung dazusetzen würde, wäre sie bei beiden Weinen identisch (Sie können auch Kaffeetassen oder irgendetwas anderes nehmen). Jetzt kommt der, der draußen war zurück und verkostet und müsste ja ohne jeden Fehler zehn Mal hintereinander korrekt bestimmen können, welcher der Wein aus dem scheußlichen Glas ist. Das 'Problem' bei diesen Tests ist immer die 'gefühlte Mathematik'. Die Leute glauben, wenn der Effekt nur eingebildet wäre, müsste man bei jedem Tipp falsch liegen. Tatsächlich hat man aber eine Chgance von 50% aus Zufall richtig zu liegen. Sie müssten also schon mindestens 9 von 10 Mal richtig liegen, damit Sie irgendetwas beweisen. Bei den ganzen Gläsertests diverser Zeitschriften gibt es immer einen Gewinner, weil nie gefragt wird, ob, sondern nur wie sich das Glas angeblich auswirkt. Tatsache gewinnt aber bei jedem neuen Gläsertest immer ein anderes Glas, was genau der Erwartung an den Zufall entspricht. Demnächst gibt es dazu noch eine Folge Blindflug. (www.schnutentunker.de/blindflug)
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