Um einen Wein zu begreifen müssen wir ihn beschnuppern und trinken, möglichst aus einem geeigneten Glas. Drei Dinge sind beim Weintrinken anders als beim Colatrinken. Wein trinken wir nicht nur, wir zelebrieren ihn auch ein bisschen. Bitte nicht so extrem, dass es aufgesetzt wirkt. Aber der Reihe nach.
Um mehr Aroma in das Glas zu kriegen und unserer Nase die Aufgabe zu vereinfachen, schwenken wir unser Glas vor dem trinken. Bitte nicht wild fuchteln und allen signalisieren: Achtung, ich bin ein Weinkenner. Man kann sein Glas auch ganz beiläufig schwenken, während man sich mit seinem gegenüber unterhält.
Bitte. Intensiv. Ich kenne Menschen, die meinen, man müsste die Nase unbedingt so tief ins Glas halten, das man mit der Stirn das Glas verschließt. Och Nö, muss nicht sein.
Dann kommt der Schluck. Bitte keine Mäuseschlückchen. Da muss was rein in den Mund. Und dann darf man den Wein dezent durch den Mund spülen, wir wollen schließlich alle Geschmackspapillen zum Einsatz bringen. Dazu sollten wir es noch irgendwie schaffen, etwas Luft durch den Wein zu saugen, möglichst leise, sonst wird es peinlich. Zum einen kitzeln wir so noch mehr Aromen raus und zum anderen hat uns die Natur einen Reflex mitgegeben, den Zugang von der Mund- zur Nasenhöhle zu verschließen, wenn wir schlucken. Also transportieren wir vor dem eigentlichen Schluckakt das Aroma in den Nasenraum.
Entpuppt der Wein sich als trinkbar aber belanglos, können wir ihn danach trinken wie jedes andere Getränk auch. Präsentiert er sich spannend, können wir unseren Genuss steigern, indem wir ihm von Zeit zu Zeit Aufmerksamkeit schenken. Es besteht keine Notwendigkeit jeden Schluck zu zelebrieren, als wären wir ein Weinpapst. Aber so, wie wir bei gutem Essen auch mal innehalten, langsamer kauen und mit allen Sinnen genießen, dürfen wir das auch beim Wein halten – nicht nur beim ersten Schluck.
Selber machen: Wir empfehlen Wein 1 aus dem Weinpaket der Webweinschule für die ersten Gehversuche. Damit probiert ihr es aus. Erst mal ein paar Mäuseschlückchen ohne vorheriges Riechen direkt nach dem Aufnehmen runterschlucken, dann einen größeren Schluck ebenfalls direkt durchreichen und schließlich die Zeremonie. Es sind drei verschiedene Eindrücke.
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