Folge 75: Mosel, Teil 2

In Teil zwei beschäftigen wir uns mit der Saar, Ruwer und der Obermosel. Insbesondere im letzten Abschnitt spielt die Rebsorte Riesling nur noch eine untergeordnete Rolle.
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Mosel, Saar, Ruwer hieß das Anbaugebiet Mosel früher, denn die Saar und Ruwer sind mehr als nur Nebenflüsse. Sie sind Heimat allergrößter Rieslingkunst. Die Obermosel hingegen ist das genaue Gegenteil: eine fast rieslingfreie Zone. Der Begriff Obermosel ist dabei eigentlich nicht korrekt, geographisch zumindest. Das wäre nämlich der Flussabschnitt von der Quelle bis zur Stadt Metz. Die ebenfalls gelegentlich verwendete Bezeichnung ‚südliche Weinmosel‘ ist treffender. Die ‚Obermosel‘ ist deutlich kühler als die weiter nördlich gelegene Terrassenmosel an der Flussmündung. Das liegt an fast 300 Metern Höhenunterschied. Im Jahresmittel mehr als ein halbes Grad, was für Weinbau sehr relevant ist. Kuriosität am Rande: Die Weinberge des Bundeslandes Saarland liegen an der Obermosel und die Weinberge an der Saar liegen im Bundesland Rheinland-Pfalz. Saarwein wird also nicht im Saarland gemacht.

Obermosel – einstmals Elbling-Paradies

Was wächst in diesem Teil des Anbaugebietes? Saar und Ruwer sind noch rieslinglastiger als Mittel- und Terrassenmosel, dafür steht an der Obermosel nur ganz wenig Riesling, dem gefallen die Böden da nicht. Denn hier findet sich überwiegend Muschelkalk, als letzter Ausläufer des Pariser Beckens. ‚Pariser Becken‘ haben die meisten schon mal gehört: Stichwort Kalkböden der Champagne, die gehören auch zum Pariser Becken. Und Schaumwein inklusive Champagner ist ein wichtiges historisches Thema, wenn man über die Obermosel redet. Denn das war einst die Wiege des Deutschen Sektes. An der Obermosel wuchs dereinst ganz viel Elbling, ein zuverlässiger Massenträger, der sehr leichte Weine hervorbringen kann, die sehr gut als Grundwein zur Versektung taugen. Trier war ein Hauptsitz der deutschen Sektindustrie und diese Sekte waren in ganz Europa sehr populär.

Obermosel Weinberge

Deutlich flacher: die Obermosel

Ein guter Teil des Elblings stand aber im ‚Bezirk Lothringen‘. Der war von 1871 bis 1918 Teil des Deutschen Reiches. Nachdem das Gebiet an Frankreich zurückgefallen war (es ist heute deckungsgleich mit dem Departement Moselle) und die Reben wieder jenseits der Grenze lagen, kam der Handel mit den Deutschen Sektproduzenten zum erliegen und die bestockte Fläche in Lothringen schrumpfte. Heute steht dort kein Elbling mehr, sondern Gewürztraminer, Grauburgunder und Auxerrois. In Deutschland ging es noch eine Weile weiter mit dem Sekt-Elbling, bis in den 90ern das Weingesetz geändert und das Aufsäuern billiger südeuropäischer Grundweine für die Sektproduktion erlaubt wurde. Das setzte dem deutschen Elbling bös zu. An der ‚deutschen Obermosel‘ steht aber noch ein bisschen Elbling, der jetzt als Cremant auch wieder prickelnde Erfolge feiert. Die Qualitätsanforderungen sind dabei höher als bei anderen deutschen Cremants, wie dem Cemant Pfalz. Vor allem ist Ganztraubenpressung mit relativ niedriger Saftausbeute verpflichtend. 64% sind erlaubt, 75% wären problemlos möglich.

Neben Elbling – auch als Stillwein – gibt es an der Obermosel viel Grauburgunder, Weißburgunder und – als Spezialität – Auxerrois.  Aber auch an der Obermosel wird es wärmer und wir finden zunehmend spannende Experimente aus teils südlichen Rebsorten wie  Viognier oder Chardonnay. Auch guter Pinot Noir/Spätburgunder kommt mittlerweile aus dem Gebiet.

Saar – Riesling pikant

Saarbogen bei Kanzem

Der Saarbogen bei Kanzem

Die Südliche Weinmosel endet genau da, wo die Saar in die Mosel mündet. Wir biegen also Rechts ab und rudern die Saar hoch. Den Gewinner unter den deutschen Weinregionen schlechthin, bezogen auf die letzten zwanzig Jahre. Aber Vorsicht damit, immer alles auf den Klimawandel zu schieben. Ja, die Saar war noch vor 30 Jahren ein Gebiet, in dem vieles nicht richtig reif wurde und heute ist das alles kein Problem, aber die Entwicklung hat auch einen anderen Grund. Von 1974 bis 2001 wurde die untere Saar für die Großschifffahrt ausgebaut. Unter anderem ein Schleusenkanal und Durchstich bei Kanzem, haben das Klima enorm verändert. Der alte Saarlauf sollte erst zugeschüttet werden, dann ist er aber zum Glück unter Naturschutz gestellt worden. Das Wasser am Fuß der Weinberge fließt jetzt erheblich langsamer, insgesamt ist die Wasserfläche größer und die Wärmespeicherung zur Nacht im Gebiet deutlich verbessert. Das verbessert die Bedingungen für den Weinbau.

Van Volxem Saar

Das Weingut Van Volxem

Auch an der Saar gibt es mittlerweile ein bisschen Weiß-, Früh- und Spätburgunder, aber eigentlich ist es das Gebiet für die rassigsten Rieslinge und hat dazu eine enorme Dichte an Spitzenwinzern, anders als an der Mosel mit klarer Dominanz durch den VDP. Die Saar ist auch eine tolle Wein-Toursimus Ecke, weil man sein Basislager in Trier aufschlagen kann, was für jüngere Menschen eventuell etwas spannender ist, als ein Winzerdörfchen. Wie sehr das Gebiet boomt, sieht man daran, dass renommierte Betriebe der Mittelmosel hier investieren, wie etwa Molitor oder St. Urbanshof.

Ruwer – das Nebenflüsschen der Superstars

Ruwer Weinbau

Die Ruwer – ein kleiner Bach

Die Ruwer ist auch ein Nebenfluss der Mosel, wobei Fluss nach sehr viel mehr klingt. Wenn man dann zum erstem Mal am Ufer steht, denkt man, Bäche dieser Größenordnung fließen doch wohl im Dutzend billiger in die Mosel. Aber keiner dieser Bäche hat eine derartige Ansammlung von Spitzenweingütern aufgereiht wie die Perlen auf der Schnur. Rund 30 Betriebe mit 180 Hektar Weinbergsfläche siedeln an der Ruwer. Dunkler Devon-Schiefer, viel Wald und Wiesen zwischen den Weinbergen, das mag der Riesling sehr und bildet ganz wunderbare Fruchtaromen aus. Und Weingüter wie Reichsgraf von Kesselstadt oder Bischöfliche Weingüter Trier sind nationale Größen, der Karthäuserhof und Maximin Grünhaussind sogar internationale Spitzenweingüter.

Folgende Weine stellen wir im Video vor:

Obermosel

Steinmetz Cremant

Frieden-Berg Auxerrois

Petgen-Dahm, Viognier

Rinke, Mischsatz

Saar

Lauer, Saar Ortsriesling trocken

von Hövel, Riesling Kabi fruchtsüß

Doro Zilliken, Riesling Spätlese fruchtsüß

Weber-Brüder, irgendein Riesling

Ruwer

Maximin-Grünhaus, Riesling ‚Das Kapital‘

Hier findet Ihr alle Informationen zu Mittelmosel und Terrasenmosel.

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