Wie schmecken Schmerzen?

Er ist der Mann hinter Günther Jauchs Rieslingen. Doch er betreibt auch ein eigenes Weingut, in dem er Grenzen austestet. Wir haben 3 Fragen an Andreas Barth, und er hat den Wein dazu – einen, der so mineralisch ist, dass es schmerzt. 
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Als Kellermeister und Geschäftsführer von Günther Jauchs Weingut ‚von Othegraven‘ produziert Andreas Barth sehr erfolgreich typische Saar-Rieslinge und erzielt ein Auskommen, das es ihm gestattet in seinem eigenen Weingut an der Terrassenmosel auf Konventionen zu pfeifen. Im kleinen Weingut ‚Lubentiushof‘ in Gondorf erzeugt er eine Flaschenzahl, mit der er nicht auf den Durchschnittsgeschmack schielen muss. Er erzeugt hier Rieslinge, die vor allem ihm schmecken sollen.

Günther Jauchs Kellermeister mag es trocken

Lubentiushof Gäns XUnd sein Herz schlägt für trockene Rieslinge mit extrem mineralischen Geschmacksbild. Diese trockenen Rieslinge sind häufig ‚moseltypisch-trocken‘, haben also ein paar Gramm Restzucker, auch halbtrockene und feinherbe Weine gehören zum Programm. Süße Rieslinge produziert Barth jedoch nur alle Jubeljahre. Und nun hat er sich bei einem Wein aus seiner Spitzenlage Gondorfer Gäns einen Traum erfüllt, wie er im Interview in unserem Video berichtet. Sein Gäns X verzichtet vollständig auf Restzucker, hat lediglich 0,6 Gramm davon (jeder Wein enthält ein wenig sogenannten ‚unvergärbaren Restzucker‘).

Riesling knochentrocken – wenn nichts den Schiefer überdeckt

Das ergibt ein großartiges, wenngleich gewöhnungsbedürftiges Geschmacksbild. Riechen tut der Gäns X wie andere Weine von Barths Lubentiushof auch. Selbst der erste geschmackliche Eindruck ist ähnlich dem eines normalen Moselrieslings. Doch nach einem kurzen Moment im Mund spürt man den Unterschied. Wo sich bei einem normalen Riesling mit vielleicht 4 bis 7 Gramm Restzucker ein Wohlgefallen und im Idealfall schönes Spiel breit macht, rennt die Zunge beim Gäns X gegen eine Wand aus Stein, so fühlt es sich zumindest an. Die Assoziation von staubigem Schiefer kommt jedem, der schon einmal durch eine Moselsteillage gekraxelt ist. Auch wenn sich Schiefer nicht in Wasser auflöst und durch die Rebe in die Traube fließt, schmecken kann man die so umstrittene Mineralik oder Mineralität trotzdem. Und weil der Zucker fehlt, fühlt die Zunge die Wucht des Steines recht unvermittelt. Zucker ist Schminke, lautet eine Weinweisheit. Und wo die Schminke fehlt, da kann der Wein schon mal so mineralisch ausfallen, dass es schmerzt, wie Andreas Barth es ausdrückt. Das schmeckt großartig und wurde gerade mit 93 Parker-Punkten honoriert. Wer sich mit Riesling beschäftigen will, sollte so einen Wein einmal getrunken haben. Es ist kein Wein, den man Flaschenweise trinkt, ein Glas pro Person reicht vollkommen. Dabei wirkt der ‚Stein im Wein‘ speicheltreibend, der Gäns X ist entsprechend ein guter Aperitiv.

Zum Abschluss fragten wir Barth noch nach einem Talent aus seiner Umgebung. Seine Antwort: Materne & Schmitt, zwei Nachwuchswinzerinnen aus dem Nachbardorf, die schon jetzt unter Insidern für Furore sorgen.

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