Folge 30: Parker-Punkte und Medaillen

Die Werbung kommt nicht ohne sie aus: Punkte, Medaillen und Trophäen, meist in Verbindung mit besonders günstigen Preisen. Aber was sagen Goldmedaillien eigentlich aus? Wir erklären es Euch.  
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Parker-Punkte, Goldmedaillen, Siegerschleifchen, Kann man sich darauf verlassen? Ein Wein, der einen Wettbewerb gewinnt, gefällt der Jury an genau dem einen Tag der Verkostung besser als alle anderen Weine, die ebenfalls am Wettbewerb teilgenommen haben. Manche Wettbewerbe sind mehrstufig, ein großes Teilnehmerfeld geht durch die Vorprüfung und nur die besten stehen dann im Finale. Dann hat der Sieger an zwei Tagen besonders gut gefallen. Mehr nicht. Um beurteilen zu können wie viel der Sieg oder die Medaille wert ist, müsst Ihr wissen, wer verkostet hat und welche Gegner es zu schlagen galt. Das steht auf der Medaille nicht drauf. (Außer es handelt sich um Parker-Punkte, dann steht der Name Parker für die Punkte – vielleicht, dazu später mehr). Deswegen solltet Ihr Auszeichnungen nicht überbewerten. Besonders schwierig sind Kammerpreismünzen und DLG-Medaillen. Erstere erhält ein Wein automatisch, wenn er eine bestimmte Punktzahl bei der Qualitätsweinprüfung erreicht, letztere ist ein Marketinginstrument der Deutschen Landwirtschafts Gesellschaft. Es sind Muster ohne Wert, teilweise gar Armutszeugnisse, denn eine Bronzene Kammerpreismünze erhält man auch für 3,5 von 5 Punkten bei der einfachsten aller Prüfungen – für einen günstigen Wein sehr schön, aber bei einem Spitzengewächs zu wenig.

Parker-Punkte – das Maß aller Dinge?

Gleiches gilt mit Einschränkungen für Punktewertungen. Insbesondere der Handel wirbt gerne mit spektakulär hohen Punktzahlen für Weine. Die Quellen dieser Punktbewertungen sind internationale Weinzeitschriften wie Vinum oder WeinWisser (diese werten in einem System mit maximal 20 Punkten als Höchstnote), Decanter (Höchstnote 5 Sterne) oder WineSpectator und WineAdvocate (100-Punkte-System) – die Wertungen der letzten Gazette heißen allgemein Parker-Punkte nach dem Herausgeber des WineAdvocate, dem Amerikaner Robert Parker. Im Internet finden sich Datenbanken wie Vinopedia, die zu jedem Wein die Punktewertungen der großen Kritiker und Zeitschriften auflisten. Parker-PunkteEs lohnt sich diese einmal zu besuchen, denn Ihr werdet auf den ersten Blick erkennen: einhellig geht anders. Kaum ein Wein, den alle gute finden, wenig, was keiner mag. Und deswegen kann der Handel zu beinahe jedem teuren, international verfügbaren Wein eine gute Bewertung präsentieren, genügend Auswahl an Bewertungen hat er. Die Parker-Punkte sind dabei preisbildend: Weine mit 100-Parker-Punkten vervielfachen ihre Preise über Nacht. Gleichzeitig sind sie eine Mogelpackung. Herr Parker hat einen großen Mitarbeiterstab und die wenigsten der Parker-Punkte stammen von ihm. Viele Weine werden auch nach einigen Jahren auf Basis erneuter Proben neu bewertet. So steht heute manch Icon-Wein für hohe dreistellige Preise in den Raritätenlisten spezialisierter Händler, der bei Erscheinen mit 89 Parker-Punkten vergleichsweise mau bewertet und trotz kleinem Preis wie Blei in den Regalen lag. Andererseits sind Parker-Punkte ein guter Wegweiser – wenn sie sich auf Weine aus Bordeaux beziehen. Die verkostet Meister Parker höchstselbst und hat dabei schon etliche sehr präzise Voraussagen zum Entwicklungspotential dieser Weine getätigt (Update: Mit dem Jahrgang 2014 hat Parker auch das Thema Bordeaux an einen Mitarbeiter delegiert). Der zweite Bordeaux-Spezialist ist der Schweizer Rene Gabriel, Gründer des WeinWisser. Auch ihm werden Seher-Qualitäten zugeschrieben. Trotzdem widersprechen sich beide regelmäßig in Aussagen über Weine, was zeigt, dass persönlicher Geschmack auch bei Profis eine Rolle spielt. Viele erfahrene Bordeaux-Trinker und -Sammler haben über Jahre ihren eigenen Geschmack mit den Wertungen von Gabriel und Parker verglichen und dann einen der beiden zu ihrem persönlichen Guru erhoben. Man darf da durchaus von Lagern sprechen. Für Euch als Anfänger ist das nur eine Anekdote, aber zieht daraus einen wichtigen Schluss: Weinqualität lässt sich zu einem gewissen Grad objektiv beurteilen, Weingeschmack nicht. Hängt Auszeichnungen und Parker-Punkte nicht zu hoch. Den Umkehrschluss, dass alles Schund ist, was mit Medaillen wirbt, zieht aber bitte auch nicht. Ein Wein, der den Wettbewerb ‚Best of Riesling‘ gewinnt, hat im Schnitt 300 Weine hoher Reputation aus der ganzen Welt in einer mehrstufigen Verkostung aus dem Feld geschlagen. Das ist in jedem Fall ein Spitzenwein.

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