Eine Weinflasche kann leicht oder schwer, dick oder dünn, hoch oder gedrungen sein. Manche Weinflaschen haben einen eigenen Namen, einige sind als Geschmacksmuster geschützt und wenige sind sogar gesetzlich definiert. Zeit ein wenig Ordnung ins Gewühl zu bringen, in einer Folge der Weinschule, die wir auf Anregung von Euch produziert haben.
Weinflaschen sind Einwegflaschen. Manche Winzer nehmen eine Weinflasche gegen eine Erstattung von 5 Cent zurück, doch dies tun immer weniger. Der Grund ist ganz einfach: Da viele hochwertige Weine und somit Weinflaschen längere Zeit im Weinkeller lagern, sind die Winzer in den letzten Jahren dazu übergegangen, sehr robuste und feuchtigkeitsresistente selbstklebende Weinetiketten zu verwenden. Damit ist die Reinigung der gebrauchten Weinflasche vor einer möglichen Wiederverwendung so schwierig geworden, dass sie sich nicht rechnet. Bei Sektflaschen ist die Mehrfachverwendung aus Sicherheitsgründen sogar untersagt.
In Deutschland geläufig ist unter anderem die Schlegelflasche, die vor allem für Riesling eingesetzt wird und auch in Österreich und dem Elsass zum Einsatz kommt. Früher unterschieden sich die Flaschen nach Anbaugebiet, die Mosel verwendete grüne, die rheinischen Gebiete braune Weinflaschen, doch diese Unterscheidung handhaben Produzenten schon lange nicht mehr so streng, außerdem kommen auch weiße und blaue Schlegelflaschen zum Einsatz – die Weinflasche verrät nur noch wenig über die Herkunft des Weines.
Weltweit populär ist die Bordeaux-Flasche mit Ihren charakteristischen ‚Schultern‘. Diese sind bei raren alten Weinen auch ein Maß für die Güte eines Exemplars. Den altersbedingte Schwund misst man als Höhe des Flüssigkeitsspiegels gemessen an den Schultern. Mit Bezeichnungen wie ‚mid-shoulder‘ oder ‚top-shoulder’ sowie ‚into neck‘, wenn der Wein noch bis in den Flaschenhals reicht, geben Auktionshäuser den Füllstand von Weinen an. Die Bordeaux-Flasche kommt quasi überall auf der Welt zum Einsatz. Ihre Verwendung ist für viele Appellationen des Bordelais zwingend vorgeschrieben. Auch die italienischen Spitzenweine der DOCG Brunello di Montalcino müssen zwingend in diese Flasche gefüllt werden. Die andere bedeutende Flasche französischen Ursprungs ist die Burgunderflasche, die überall auf der Welt Verwendung findet. Diese Weinflasche hat in einigen Gegenden eine eigene Prägung, etwa in den besseren AOCs der Rhone oder optional bei Barolo. Im Burgund ist sie selbstverständlich und weltweit kann man sagen, dass Produzenten, die ihren Pinot Noir lieben, ihn niemals in eine andere Weinflasche füllen würden.
Weinflaschen, die nicht an Schlegel-, Bordeaux- oder Burgunderflaschen angelehnt sind, folgen im Design meist der klassischen ‚Keulenflasche‘, die in ihrer reinsten Form für Portwein steht. Hier gibt es auch eine genormte Variante, die ‚Sachsenkeule‘, die ursprünglich im Anbaugebiet Sachsen Identität stiften sollte, sich aber letztlich nicht durchsetzen konnte. Identitätsstiftend sind dafür einige andere regionale Spezialitäten, etwas die Flasche mit dem Bastkörbchen: die ‚Fiasco‘ für den Chianti oder die geschliffene Rheingauflöte. Und dann gibt es noch den Bocksbeutel, den sich das Weinanbaugebiet Franken nach einem verlorenen Prozess vor dem Europäischen Gerichtshof auf Ewig mit den Portugiesen teilen muss. Dafür haben sich die Franken jetzt eine gestylte Version gegönnt, die schwer nach 21. Jahrhundert aussieht.
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